Potenziale erkennen und Perspektiven schaffen
Schüler der Gewerblichen Schule Crailsheim nehmen an einem neuen Analyseverfahren für Zugewanderte teil.
Welchen Beruf kann ich in Deutschland erlernen? Welche Möglichkeiten gibt es? Was passt zu mir? Diese Fragen stellen sich viele neu zugewanderte Schüler, die sich derzeit in der Schule noch primär auf das Deutschlernen konzentrieren. Doch wie sollen junge Menschen aus fremden Kulturen hier einen geeigneten Ausbildungsberuf wählen, wenn ihnen häufig selbst das Konzept einer Ausbildung an sich gänzlich fremd ist? Auch Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter können dies nicht einfach beantworten, da oftmals unklar ist, ob Leistungsschwächen auf den Lernstand im Fach Deutsch oder auf kognitive Kompetenzen bzw. bildungsbiografische Aspekte zurückzuführen sind.
Aus diesem Grund entwickelte die MTO Psychologische Forschung und Beratung GmBH Tübingen im Auftrag des Kultusministeriums ein Analyseverfahren für neu Zugewanderte. Ziel des Verfahrens ist es, das ganz individuelle Potenzial jedes Einzelnen sichtbar zu machen, um die Jugendlichen für ihren weiteren (Aus-) Bildungsweg beraten zu können.
Das Projekt zielt direkt auf Jugendliche ab, die sich derzeit in den Klassen des Vorqualifizierungsjahrs Arbeit und Beruf ohne Deutschkenntnisse (kurz VABO) befinden. Daher wurde bei der Entwicklung darauf geachtet, dass das Analyseverfahren spracharm und kulturfrei ist. Man will den Schülern auch mit geringen Deutschkenntnissen zeigen können, wo ihre Potenziale und Perspektiven sind.
Nachdem am vergangenen Montag durch die MTO Tübingen die berufliche Kompetenz der 14 VABO-Schüler an der Gewerblichen Schule in Crailsheim evaluiert wurde, werden die Lehrerinnen der GSC Beate Kottysch und Madlen Segeritz im Rahmen der Pilotierung individuell entscheiden, welche weiteren Bausteine durchgeführt werden sollen, um die Jugendlichen zwischen 16 und 19 Jahren für ihren weiteren Lebensweg in Deutschland beraten zu können. „Besonders der Teilbereich ‚Kognitive Kompetenz‘ ist uns ein Anliegen. Wir wollen überprüfen, wie es um die Konzentration, das schlussfolgernde Denken und das räumliche Vorstellungsvermögen der einzelnen Schüler steht, um anschließend noch gezielter und differenzierter im Unterricht zu arbeiten“, so die Koordinatorin Beate Kottysch.